"Etwa fünfzehn Zentimeter lang. Ein rotes, gefaltetes Gebilde mit einem geraden grünen Anhängsel."
"Riechen Sie doch mal dran", schlug ich vor.
"Herrlich!" rief er. "Eine junge Rose, welch ein himmlischer Duft."
Es hatte den Anschein, als vermittelte sich ihm die Realität nicht über den Gesichts- sondern über den Geruchssinn.
Nach O. Sacks: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte
Wir begegnen Tag für Tag Millionen von Formen und können sie nur registrieren, indem wir sie zu Gestalten ordnen. Erst wenn es uns gelingt, bestimmte Formen als sinnvoll strukturiertes Ganzes wahrzunehmen, erkennen wir eine Gestalt.
Auch eine Situation ist eine Gestalt. Manchmal fehlt ihr etwas, das Ende vielleicht, oder wir vermissen einen Sinn. Dann grämen wir uns und suchen nach dem, was uns fehlt.
Eine unvollendete Situation ist eine unvollendete Gestalt. Typische Beispiele hierfür sind: ein abgebrochener Streit, eine unerledigte Arbeit, ein unterbrochener Liebesakt. Die Unvollständigkeit schmerzt. Solche Gestalten ziehen weiterhin Aufmerksamkeit auf sich. Sie stören die Möglichkeit, sich mit ganzer Energie etwas Neuem zuzuwenden.